Hätte ich als (nicht-adlige) Frau im Mittelalter gelebt, wäre
vieles anders gewesen:
Toilette ade, Toilettenspülung ade. Fäkalien fließen auf der Straße. Es stinkt danach, wenn man auf die Straße tritt. Hygiene-Bewußtsein gibt es nicht. Im Mittelalter glaubt man, daß Wasser schädlich ist, da Krankheiten durch Wasser in die Haut dringen, deswegen vermeidet man es, sich zu waschen. Wenn man sich wäscht, dann mit einem Gemisch von Wasser und Asche, um den Schmutz besser zu entfernen. Zähne putzen gibt es nicht. Abwassersysteme auch nicht. Da war es im antiken Rom fortschrittlicher, als wir es im Mittelalter sind.
Toilette ade, Toilettenspülung ade. Fäkalien fließen auf der Straße. Es stinkt danach, wenn man auf die Straße tritt. Hygiene-Bewußtsein gibt es nicht. Im Mittelalter glaubt man, daß Wasser schädlich ist, da Krankheiten durch Wasser in die Haut dringen, deswegen vermeidet man es, sich zu waschen. Wenn man sich wäscht, dann mit einem Gemisch von Wasser und Asche, um den Schmutz besser zu entfernen. Zähne putzen gibt es nicht. Abwassersysteme auch nicht. Da war es im antiken Rom fortschrittlicher, als wir es im Mittelalter sind.
Ich habe kein eigenes Zimmer, denn die meisten Häuser haben nur einen einzigen
Raum. In der Mitte des
Raumes brennt ein offenes Feuer, das Wärme spendet und gleichzeitig zum Kochen
dient. Der Rauch zieht durch kleine Ritze ab. Trotzdem ist es immer stickig und
rauchig im Haus, nicht besonders gut für die Gesundheit.Wir haben unser ganzes
Leben lang Dschungelcamp. Die Fenster im Haus sind sehr klein, denn
Fensterglas ist viel zu teuer. Also kleine Fenster, damit nicht zu viel Wärme
verloren geht. Dafür sind die Tiere im gleichen Raum, sie geben auch ein
bisschen Wärme ab.
Geschlafen wird direkt neben dem Feuer, auf Stroh, denn Betten sind nicht verbreitet. Zu oft brennen deswegen Häuser ab. Im Haus gibt es eine Bank, einen Tisch, ein paar Schemel. Das wars auch schon mit dem Mobiliar im Haus.Zu Essen gibt es Brot, Schweinefleisch und Käse, Gersten- oder Haferbrei, Milch aber nur von Schafen und Ziegen. Bier gibt es in Hülle und Fülle.
So etwas wie Ferien und Reisen aus Lust am Reisen kennen wir nicht im
Mittelalter. Ja, sicher: es gibt Händler, Pilger oder Soldaten, die reisen.
Doch unterwegs zu sein, ist gefährlich und man benötigt meist einen Geleitschutz,
der einem Wegelagerer vom Leib hält. Außerdem ist Reisen sehr teuer, an jeder
Ecke muss man Wegzoll entrichten, das heißt normale Menschen können sich das
gar nicht leisten.
Außerdem habe ich als Frau vom Land dazu gar keine Zeit: Ich muß Holz sammeln,
Wasser holen, mich um das Vieh kümmern, die pflanzlichen und tierischen
Produkte verarbeiten. Zwölf Stunden täglich sind ganz normal. In der Stadt gibt
es viele Frauenberufe: Abschreiberinnen, Flickerinnen, Näherinnen,
Korbflechterinen, Hutmacherinnen, auch Apothekerinnen und Chirurginnen.. die
haben sich alles selbst beigebracht, Frauen sind an Universitäten nicht
zugelassen. Berufstätige Frauen sind trotzdem besonders in der Stadt keine
Seltenheit. Die Bauersfrauen auf dem Land haben es am schwersten: Sie arbeiten
15 Stunden täglich auf dem Feld.
Man hat nicht das Bewusstsein des anderen, man lebt für sich - für seine
Einheit und hat - wenn es gut geht - sein eigenes Einkommen und ist nicht zu
abhängig von einem Lehnsherren. Der meiste Geschäftsumtrieb ist der Tausch.Ab
und zu fährt man in die Stadt, um seine Waren zu verkaufen: Kräuter, Obst,
Gemüse. Dafür haben wir den Karren und den Esel, den ziehen wir dann die 3 Km
zum Marktplatz. Keine festen Zeiten, nein. Was hülfet es, wenn Du keine Ware
hast. Markttag ist jeden Tag.
Wir müssen uns selbst schützen vor Übergriffen, und dass wir genug zu essen
haben, und dass wir gesund bleiben. Man hat nicht den Geist, sich darüber
Gedanken zu machen, ob das alles so richtig ist. Man fühlt die Ungerechtigkeit,
dass man für andere schuftet, die nichts im Gegenzug dafür tun, dass man sicher
und geschützt ist. Herren aus anderen Gebieten fallen oft ein und plündern,
nehmen die Frauen, stehlen Vieh und töten unsere Männer.
Als Frau des Mittelalters ist mir meine untergeordnete Rolle gegenüber meinem
Mann bewußt, beziehungsweise kenne es nicht anders. Meine Lebensaufgabe ist das
Aufziehen der Kinder, Kochen, Spinnen und Kleidung weben. Ich bin für die
Körperhygiene meines Mannes zuständig, das heißt ich entlause ihn und wasche
ihm die Füße, während ich ihm zuhöre. Ich rede erst dann, wenn er mir die
Erlaubnis erteilt.
Als Ehefrau im Mittelalter
habe ich die Pflicht, mit meinem Mann zu schlafen, wann immer er Lust hat und
es ist gesetzlich festgeschrieben, daß ich dies tue, selbst wenn er die
hochansteckende und letztendlich tödliche Krankheit Lepra hat. Weigere ich
mich, mache ich mich strafbar. Wenn er fremdgeht, ist das gesetzlich kein
Problem, wenn ich fremdgehe, werde ich getötet. Gesetzlich ist es erlaubt, daß
mein Mann mich tötet, wenn ich fremdgehe ansonsten übernimmt es der
Gesetzeshüter und ich werde gepfählt.
Ach ja: Als ich geheiratet habe, wurde ich nicht gefragt, ob ich will oder
nicht. Ehe hat nichts mit Liebe zu tun, sondern ist eine rein pragmatische
Angelegenheit im Mittelalter. Keiner erwartet Zuneigung oder Liebe im
Zusammenhang mit der Ehe. Die Liebe ist nicht so wichtig. Es kommen Hauch
von Liebesgefühlen hier und da auf, doch sie haben keine Folgen.
Das wichtigste ist, dass alles funktioniert und wir überleben: Dürren, Brände,
Kälte, wilde Tiere, Plünderer: das alles kann jeden Moment eintreffen und uns
jedes Jahr aufs Neue treffen. Deswegen achten wir genau darauf, dass wir
unseren Körper gut unterhalten mit was immer sich für den Körper gut anfühlt. In
unserer Zeit macht man einen grossen Bogen um Leute die niesen müssen, denn oft
ist das Anzeichen einer tödlichen Grippe.
Der Tod ist gefürchtet, allgegenwärtig durch Unfälle, Krankheiten und
kriegerische Auseinandersetzungen, dennoch ist man immer froh, wenn es einen an
diesem Tag nicht erwischt hat. Mit dieser Dankbarkeit schläft man ein. Ein Tod
reisst uns alle mit, deswegen passt man gut aufeinander auf. Fast mehr aus
Eigeninteresse. Als Frau liegt meine durchschnittliche Lebenserwartung bei 25
Jahren.
Die Winter sind besonders hart für mich: In jedem Winter hoffe ich, daß wir die
Kälte überleben und wir genug zu essen haben. Wir sind den Adligen unterstellt
und dienen ihnen. Mein
Atem gefrieret , die Fingerknöchel sind so rot wie die Beetesuppe auf dem
Tisch. Die Winter sind sehr hart, wir frieren ständig. Wir können nicht die
ganze Zeit heizen, wir nutzen Felle und schlafen viel im Winter.
Es gibt noch sehr viel mehr zu berichten, doch nun muss ich meinen Mann
entlausen.
PS: Hätte ich im Mittelalter gelebt, hätte ich dieses hier nicht schreiben können, denn zu dieser Zeit konnten nur Gelehrte, Priester und Adlige schreiben und lesen, das heißt nur 2% der Gesamtbevölkerung.
Quelle Foto: Mit freundlicher Genehmigung von Hausforscher.de (Bernd Kunze)